Geschichte unseres Vereins

Die heute unter dem Namen „Brücken“ fungierende, ca. 15 Mitlieder zählende Erlanger russische Theatergruppe wurde im Winter 1998 am Institut für Slavistik der Universität Erlangen-Nürnberg gegründet. Die Initiative ging von ein paar theaterbegeisterten russischsprachigen Studenten aus. Man kannte eine russische Regisseurin, Frau Elena Forr, die ihr Handwerk hierzulande nicht ausüben konnte, einige Mitglieder wurden angeworben, alles russische Muttersprachler, und die frischgebackene Theatergruppe nahm ihre Arbeit auf. Als Erstes hatte man vor, das bekannte „Märchen vom tapferen Schützen Fedot“ von Leonid Filatov zu inszenieren. Die Premiere fand im Juni im Experimentiertheater der Universität statt, der Erfolg war überraschend. Das zahlenmässig nicht zu unterschätzende russischsprachige Publikum ebenso wie einige Studierende (und Dozierende) der Slavistik fanden sich ein und waren begeistert. Ist doch original russische Kultur in Deutschland Mangelware und der Hunger der kulturinteressierten russischsprachigen Bevölkerung wahrlich nicht zu stillen. Daher wurde natürlich beschlossen, unbedingt weiterzumachen.

1998/99

In der Saison 1998/99 versuchten sich die Mitglieder der Gruppe in verschiedenen Genres, so organisierten wir in Nürnberg im Rahmen des „Russischen Winters“ eine Neujahrsfeier für Kinder mit traditionellem Besuch von Väterchen Frost und Co, aber auch mit einer anschliessenden Vorführung des Märchens von den sieben Geißlein. Am 1.April 1999 zeigten wir im Studentenhaus in Erlangen ein selbstgeschriebenes humoristisches buntes Programm mit Tanz- und Gesangseinlagen unter dem Motto „Apriler Thesen“. Im Juni wurde das „Märchen vom tapferen Schützen Fedot“ nochmals im Gemeinschaftshaus Langwasser in Nürnberg aufgeführt, wobei einige Fans zum zweiten Mal kamen.

Im Mai

Im Mai beschloss die Versammlung der Mitglieder unserer Gruppe, uns als Verein mit dem Namen “Brücken” eintragen zu lassen, mit dem Zweck der Förderung des interkulturellen Kontakts und der Völkerverständigung. Unter anderem nahmen wir uns dabei vor, unsere Veranstaltungen sowohl dem russischsprachigen, als auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Die erste Veranstaltung, die diesem Vorsatz voll entspricht, war die Aufführung des Stücks “Schluckauf” des Wladimirer Autors Anatolij Gawrilow. Es wurde zweimal in deutscher, und einmal in russischer Sprache gezeigt, um auf diese Weise dem Publikum auch zahlenmässig gerecht zu werden. Der Aufwand war natürlich um einiges höher, als bei einer einsprachigen Aufführung, insbesondere was die deutsche Aussprache betrifft, denn blamieren wollte sich schließlich keiner. Zum Glück griff der Übersetzer höchstpersönlich, hauptamtlich Partnerschaftsbeauftragter der Stadt Erlangen, Peter Steger, mit ein, und half in besonders schwierigen Fällen. Der Aufwand hatte sich aber gelohnt, denn hierin lag auch der Reiz an der ganzen Geschichte, zu sehen, wie verschieden das Publikum reagiert und wie der Stoff in der jeweiligen Sprache ankommt. Sowohl das russische, als auch das deutsche Publikum war begeistert, es ergaben sich lange Gespräche, viele stritten darüber, wie man das hochphilosophische Stück verstehen soll. “Schluckauf “ ist eine Hommage an den in Rußland und über seine Grenzen hinaus bekannten Schriftsteller Wenedikt Jerofejew, dessen Poem “Moskau – Petuschki” auch in Deutschland zum Kultbuch wurde. Es geht um das Schicksal eines verkannten Genies, das von einer Schar Anhänger auch nach seinem Tode verehrt, von den Machthabenden allerdings weiterhin verachtet wurde. Dieses zeitlose Motiv “kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland” ging jedem nahe, unabhängig von seiner Muttersprache und Kulterhintergrund.